Zur Karriere von Friedrich Schedle

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wuchs in Wiener Neustadt auf und besuchte danach vier Jahre das Gymnasium in Mattersburg. Anschließend absolvierte ich die HTL für Biochemie in Wien. Meinen Zivildienst leistete ich im Pflegeheim Lainz ab, um dann einige Stellen im chemischen Bereich des Umweltschutzes anzunehmen. Im Jahr 1989 übernahm ich zunächst ehrenamtlich die Geschäftsführung der jungen Panther, einem Verein, der sich mit der Verbesserung der Lebensbedingungen hilfs- und pflegebedürftiger Menschen beschäftigt. Dies ergab sich aus Zufall durch einen Job als Altenpfleger, den ich in einer arbeitslosen Zeit als Übergangslösung ausübte. Wir betreuen alte und behinderte Menschen in überwiegend nichtmedizinischen Belangen.

Zum Erfolg von Friedrich Schedle

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin über die Jahre hinweg etwas bescheidener geworden. Zum einen sind die Erfolgserlebnisse unseres Berufs immer auch mit Traurigem verbunden. Wenn man einigen Menschen ein würdiges Sterben zu Hause ermöglichen kann, so ist das ein Erfolg. Als Geschäftsführer ist es natürlich ein Erfolg, wenn der Budgetplan einigermaßen aufgeht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich überlegte mir manchmal, wie ich zu meinem Beruf kam. Ich war gewissermaßen die richtige Person zur richtigen Zeit. Insofern sehe ich mich nicht als erfolgreich im Sinn von eigener Genialität. Ich versuchte immer die Balance zwischen beruflichen Zwängen und menschlichem Miteinander zu wahren. Dies gelingt mir denke ich so weit.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wir werden innerhalb unserer Branche oft als bunte und chaotische Vögel angesehen und haben ebenfalls mit ungewöhnlicher Klientel zu arbeiten. Wir betreuen zum Beispiel viele Menschen aus Randgruppen, wie sozial Ausgegrenzte. Gerade hier ist eine unserer Stärken zu finden, nämlich, daß wir über ein großes Durchhaltevermögen verfügen. Darin ist, denke ich, unsere erfolgreiche Arbeit begründet.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mich prägte eigentlich das Pflegeheim der jungen Panther als Gesamtes. Es gibt auch einige Menschen bei der Gemeinde Wien, die mich beeinflußten und mir alternative Möglichkeiten aufzeigten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Unsere größte Anerkennung kommt von unseren Klienten selbst. Wenn unser Ruf von außen gehört wird, freut uns das.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Einerseits findet man im Jahr 2002 noch immer Menschen, die in Zuständen leben, die man nicht für möglich hält. Ich kam einmal an einem 23. Dezember zu einer Frau, der ich den Ölofen einheizen sollte und sah, daß dieser kaputt war und in der Wohnung kein Strom vorhanden war. Andererseits denke ich, daß es kaum ein Problem gibt, daß ein Pflegeheim wirklich nötig macht. Die meisten Probleme kann man in der eigenen Wohnung bewältigen. Hier ist Solidarität verstärkt gefragt. Daneben differenziert das Pflegegeldsystem zuwenig was die Bedürfnisse eines Menschen betrifft.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Die Leute sagen mir immer, daß sie meine Arbeit nicht zusammenbringen würden, was ich aber nicht wirklich glaube.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Im Wiener Heimhilfegesetz sind genau die Qualifikationen festgeschrieben, die ein Pfleger mitbringen muß, um für eine Stelle in unserem Haus in Frage zu kommen. Was die Qualifikation betrifft, sind die Anforderungen also transparent. Wir bilden zwar selbst aus, sind dafür aber zur Zeit eher minderbemittelt, da uns vom AMS Mittel gestrichen wurden, weswegen wir Leute bevorzugen, die bereits über eine abgeschlossene Ausbildung verfügen. Daneben sind natürlich rein menschliche Qualitäten zu beurteilen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich denke, daß unsere Mitarbeiter ihre Motivation hauptsächlich aus ihrer eigenen Arbeit gewinnen. Wenn man sich mit seiner Arbeit identifiziert, wird man darin auch Erfolgserlebnisse haben können.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir gehen oft einen sehr individuellen Weg in der Betreuung wie mit unserem Personal. Dies gewährleistet ein hohes Maß an Idealismus und Flexibilität.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Durch den Einschnitt ins Pflegegeld ergaben sich eine Reihe von Abwanderungen der Betreuung in nichtprofessionelle Bereiche. Zum Beispiel werden slowakische Krankenschwestern von den zu Betreuenden selbst schwarz angestellt. Hier möchte ich mit den uns zur verfügenden Mitteln entgegensteuern und flexiblere Betreuungspraktiken etablieren.