Welche waren die wichtigsten Stationen Ihrer Karriere? Nach der Matura 1972 studierte ich Jus. Als 1974 mein Vater verstarb, entschloß ich mich, sein Erbe anzunehmen. Ich trat in den elterlichen, seit 1941 bestehenden, vom Vater gegründeten Eisenwaren-Handelsbetrieb ein, indem ich schon ab 1972 aushilfsweise mithalf. Von einem Tag auf den anderen war ich Chefin, und für damals 15 Mitarbeiter verantwortlich. In den folgenden Jahren brachte ich etwas weibliches Gespür in die Firma, ersetzte altgedientes Personal mit der Zeit gegen moderneres, aufgeschlosseneres, und brachte speziell die Küchenabteilung auf internationalen Standard. Die traditionelle Art eine Eisenhandlung zu führen, habe ich aber nie aufgegeben. Den Ruf, den mein Vater aufgebaut hatte, versuche ich bewußt weiterzuführen, bei uns bekommt man zum Beispiel noch jede Schraube einzeln. Auf spezielle Beratung legen wir besonderen Wert. Weiters haben wir nach wie vor unseren Eisenhof, wo die Kunden Blech oder Formstahl zugeschnitten bekommen. Zur Zeit beschäftige ich acht Mitarbeiter, außerdem bilde ich Lehrlinge aus.

Sehen Sie sich selbst als erfolgreich? Ja, ich bin als junges Mädchen positiv an die Sache herangegangen, und habe die Firma erfolgreich zum 60-jährigen Jubiläum geführt.Was ist Ihr Erfolgsrezept? Ich habe gelernt, den Mund im richtigen Augenblick aufzumachen, nur so hören Männer einer Frau zu, wenn sie Dinge zum richtigen Zeitpunkt auf den Punkt bringt.Hatten Sie Vorbilder? Meinen Vater, seine persönliche Art, wie er sich auch um private Belange der Angestellten bemühte, er war ausgeglichen, fröhlich, fleißig und immer da. Er hat nie den Chef gespielt, er war es einfach.Gibt es jemanden, ohne den Sie es nicht soweit geschafft hätten? Prägend war natürlich mein Vater, im geschäftlichen Bereich und auch basisschaffend. Seit zwei Jahren werde ich persönlich sehr gefördert, auf menschliche Art und Weise, was sich in meiner persönlichen Entwicklung positiv niederschlägt.Wann wußten Sie, daß Sie erfolgreich sind? Erst nach der Geburt meiner Kinder stellte ich fest, daß ich bis dahin auch erfolgreich war. Ab da arbeitete ich bewußt daran, meinen Kindern etwas schönes, traditionelles mitzugeben.Wie gehen Sie mit Rückschlägen um? Ich ziehe mich etwas zurück, denke intensiv nach und versuche aus der Situation wieder herauszukommen, indem ich sofort handle, um den Schaden so gering wie möglich zu halten.Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen? Freunde sehen mich eigentlich nicht anders als früher, aber auf der anderen Seite können sie nicht nachvollziehen, daß die Selbständigkeit auch in den privaten Bereich hineingreift. Die Mitarbeiter, die schon lang im Betrieb sind, sehen mich kumpelhaft. Neue Angestellte sehen mich vielleicht als blondes Luxusweib, trauen mir anfangs nicht zu, daß ich arbeite. Meine Mutter bedauert, daß mein Vater meine berufliche, und auch die Kammerposition nicht mehr miterleben konnte, er wäre sehr stolz auf mich.Erfahren Sie Anerkennung? Ja, mir ist aber wichtig, daß es derjenige auch wirklich so meint. Persönliche, berufliche Anerkennung fördert mich weiter, und macht mich kreativ.Woraus schöpfen Sie Kraft? Aus meiner positiven Lebenseinstellung, Freude, Interesse und meinem unbändigen Wissensdurst für all meine Aktivitäten.Haben Sie noch Ziele? 2001 wird die OHG in eine GmbH umgewandelt.Ihr Ratschlag für Erfolg? Neue Eisenhandlungen gibt es heute nicht mehr. Um eine Firma zu übernehmen, muß man sich die Bilanzen der letzten Jahre steuerberatermäßig ansehen und überprüfen lassen. Standortanalyse, Kaufkraft der Umgebung sollte man durch WIFI-Beratung abdecken lassen. Kollegen sind nicht immer objektiv, bewußt oder auch unbewußt, nur externe Beratung ist empfehlenswert. Man muß mit enormem Geld- und Arbeitseinsatz rechnen.

Artikel für die Zeitschrift "Wirtschaft aktiv"