Zur Karriere von Helmut Freiherr von Oefele

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte ein Humanistisches Gymnasium hier in München, mit Latein und Griechisch; das heißt die Bildung war orientiert an Dingen, die sich nicht auf den Zeitgeist oder auf den Alltag beziehen. Wenn man sich mit der Antike befaßt, merkt man, daß die Relativität der heutigen Zeit stärker ist, als wenn man meint es gibt nur das Jetzt und sonst gar nichts. Darüber ist bei uns zu Hause sehr viel diskutiert worden. Meine Mutter war Historikerin, sie hat über die bayerische und die österreichische Geschichte geschrieben und auch Forschung betrieben. Mein Vater war Anwalt und auch politisch sehr interessiert. Es war also ein geistig sehr regsames Elternhaus. Zunächst habe ich Architektur und Mathematik studiert, beide Fächer lagen mir, ich habe dann aber gemerkt, daß ich doch mehr das Abstrakte vorziehe und habe also Jura studiert und dort meinen Abschluß gemacht. Ich war auch mal ein halbes Jahr in Paris, an der cité internationale, habe dort bei einem Anwalt gearbeitet und an meiner Doktorarbeit geschrieben. Ich kam wieder zurück nach München und habe hier ein gutes Examen gemacht. In Bayern braucht man eine gute Note im Examen, um Notar werden zu können. Meine ursprüngliche Pläne waren, entweder zur EU zu gehen, oder in der Anwaltskanzlei meines Vaters zu arbeiten. Ich habe dann diesen Weg hier vorgezogen und bin sehr glücklich damit. Mitte der 70er habe ich in Bad Aibling als junger Notar-Assessor angefangen. Es dauert dann drei Jahre, bis man Notar werden kann. Anschließend war ich 15 Jahre in Niederbayern tätig und bin dann nach München gezogen.

Zum Erfolg von Helmut Freiherr von Oefele

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mir ist die öffentliche Meinung relativ gleichgültig. Ich bin Vater von drei Kindern und sage meinen Kindern immer, wenn ihr Zeitschriften lest und seht, was da als Elite dargestellt wird, seht es mit einem großen Fragezeichen. Denn die wirklichen Erfolgreichen, diejenigen die fleißig sind und viel leisten, haben im Regelfall nicht die Zeit, sich da zu tummeln. Erfolg im privaten Bereich ist, wenn sich die Kinder gut entwickeln, wenn die Familie stimmt, wenn sie fröhlich und kreativ ist. Im beruflichen Bereich bedeutet Erfolg, daß man schwierige Sachen gut lösen kann. Man sieht oft nur den äußeren Erfolg. Was man nicht sieht, ist die Leere, die oftmals dahinter steht. Gerade bei meinem Beruf sieht man ja hinter die Kulissen. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen ein Probleme mit sich herumtragen. Ganz gleich in welchem Bereich, familiär, beruflich, wirtschaftlich und gesundheitlich. Und wie die Menschen damit umgehen, ist wahnsinnig interessant. Meine Skepsis gegenüber dem Erfolg ist schon erheblich. Erfolg ist zum Beispiel, wenn einer ein schweres Schicksal hat und es meistert. Davor habe ich Respekt.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Natürlich verlangt jeder Beruf andere Merkmale, die man mitbringen sollte. In meinem Beruf sollte man ein brauchbarer Jurist sein, das hat man ja im Studium gelernt, aber man muß natürlich schon immer dran bleiben und das Fachliche, das man mitbringt, ständig weiter profilieren. Das zweite ist, glaube ich, bei Notaren, daß man die Auffassungsgabe hat, was will der andere überhaupt, wo liegen die Interessen, wo die menschlichen Probleme. Man braucht eine gewisse Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und auch Kreativität. Neben den schon erwähnten Fähigkeiten ist es notwendig, die menschliche und die wirtschaftliche Seite der Dinge zu erkennen. Und dazu braucht man analytisches Denkvermögen und es ist auch wichtig, daß die Menschen Vertrauen zu einem haben.Welche Rolle spielt Familie für den Erfolg? Die familiäre Seite, außerhalb des Betriebes, ist sehr wichtig. Wenn ich kein stabiles Wertverhältnis, keine festen Wurzeln habe, kann ich auch anderen nicht so gut helfen.
Woraus schöpfen Sie Kraft?
Auf der einen Seite bin ich jemand mit positiver Grundstimmung und die versuche ich auch zu erhalten. Ich versuche, weder mich selbst, noch die Sachen so furchtbar wichtig zu nehmen. Das Wertsystem, das innere System, das abseits von dem äüßeren Rummel liegt, halte ich für unglaublich wichtig. Wie gehen Sie mit Rückschlägen um? Wenn es Ärger gibt, schlafe ich zunächst mal darüber. Ich versuche möglichst nicht sofort zu reagieren und die seelische Stabilität zu halten. Und dann setze ich mich nüchtern damit auseinander und versuche festzustellen, woran es liegt und was man machen kann.Welche Ziele haben Sie sich gesteckt? Ich möchte die Pflichten, die einem das Leben gibt, ordentlich erfüllen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Zunächst einmal würde ich sagen, daß sie sich selbst treu bleiben sollen. Sehr wichtig sind auch Geradlinigkeit, Charakter und die menschlichen Werte.
Ihr Lebensmotto?
Einerseits eine positive Grundhaltung, Optimist sein, anderseits eine gewisse Skepsis und nüchterne Distanz. Und dazu Bescheidenheit und Abstand zu den Dingen zu halten.Was bedeutet Ihnen Anerkennung? Anerkennung ist für mich, wenn ein Klient zufrieden ist.

Handbuch des Erbbaurechts (Mitautor), Kommentar zur GBO (Mitherausgeber und Autor), Münchner Kommentar zum BGB (Mitautor).