Zur Karriere von Veronika Lechner

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte die Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe in Graz und schloß diese 1970 mit der Matura ab. Anschließend arbeitete ich 3 Jahre lang bei einer Versicherung als Sachbearbeiterin, war jedoch in dieser Position nicht sehr glücklich. Nach einer weiteren, mich weniger zufrieden stellenden Tätigkeit in einem Software-Unternehmen bewarb ich mich um die Stelle der Landessekretärin des Katholischen Familienverbandes Kärnten. In dieser Position konnte ich eigenverantwortlich arbeiten, Symposien organisieren und einen vielseitigen Aufgabenbereich bearbeiten. Nach 2 Jahren dieser Tätigkeit wechselte ich aus familiären Gründen nach Wien. Dort fand ich eine Arbeit bei der Caritas als Erzieherin für schwererziehbare Mädchen. Nach diesem erfahrungsreichen Jahr kehrte ich wieder nach Kärnten zurück. In Klagenfurt fand ich eine Beschäftigung in der Werbeabteilung eines Bio-Lebensmittelunternehmens. Parallel dazu absolvierte ich eine Ausbildung zur diplomierten Ehe- und Familienberaterin mit einer Grundausbildung in Gesprächspsychotherapie. Ich war nebenberuflich Mitarbeiterin einer Lebensberatungsstelle, und ehrenamtliche Bewährungshelferin. Nach Abschluß der Ausbildung erwarb ich wichtige Zusatz-qualifikationen als Assistentin einer Ärztin für Neurologie/Psychiatrie. Ein Jahr später erhielt ich das Angebot, eine Wohngemeinschaft für schwer erziehbare Mädchen der Caritas in Klagenfurt zu leiten und verbrachte anstrengende, aber lehrreiche Jahre mit 37 jungen Mädchen. Die Wohngemeinschaft wurde geschlossen, weil größere Heime mit strengeren Regeln dieser freieren Erziehungsform vorgezogen wurden: Mehr „Zucht und Ordnung“ war gefragt. Für mich persönlich Team war die Schließung aber auch eine Erleichterung, denn wenn man für die Jugendlichen in den Rollen als Leiterin, Freundin und Ersatzmutter 4 Jahre lang zur Verfügung steht, kommt man doch an emotionale Grenzen. Um Abstand zu gewinnen verbrachte ich 12 Wochen mit einer Freundin in Indien. Nach meiner Rückkehr erhielt ich das Angebot wieder die Leitung einer WG, diesmal für junge Burschen, zu übernehmen. Es war interessant, den Unterschied zu den Mädchen zu erleben. Nach weiteren 4 Jahren hatte ich insgesamt 41 Burschen auf ihrem Weg ins Leben begleitet und war aufgrund der anstrengenden Tätigkeit in einem klassischen burn-out. Ich kündigte die Stelle und machte meine zweite längere Indien-Reise um mich zu erholen. Nach der Rückkehr durchlebte ich eine schwierige Zeit ohne Job. Diese Anspannung und das permanente Suchen eines Arbeitsangebotes gaben letztlich den Anstoß, nicht einen Arbeit-Geber zu suchen sondern mich als Lebens- und Sozialberaterin selbständig zu machen. Dieser Schritt wirkte sehr befreiend und es eröffneten sich sofort neue interessante Tätigkeitsfelder. Neben Einzelberatungen und Yogakursen arbeitete ich als Beraterin vor Ort, als das Zellstoffwerk Obir in Eisenkappel geschlossen wurde und kümmerte mich ein halbes Jahr mit KollegInnen in dieser Outplacement-Aktion um die arbeitsuchenden Arbeitnehmer des Werkes. Nachdem diese Tätigkeit sehr erfolgreich abgeschlossen wurde, erhielt ich vom Arbeitsmarktservice Kärnten den Auftrag zur Konzeption einer Beratungs- und Kurseinrichtung für langzeitbeschäftigungslose Personen. Das von mir ausgearbeitete Konzept für den Aufbau von „Aktivgruppen – Coaching für Arbeitsuchende“ und „Team 45plus – Ressourcenpools für altere Erwerbslose“, wurde an mehreren Standorten umgesetzt und ist heute noch richtungsweisend. Ich konnte die Erkenntnis meiner persönlichen Erfahrungen, das man selbst das Werkzeug in jeder Sozialarbeit darstellt und dementsprechend gut für sich sorgen muß, gut in die Konzepte einbringen.

Zum Erfolg von Veronika Lechner

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin nun seit vielen Jahren in leitenden Positionen tätig. Dies ist ein befriedigendes Gefühl und ich empfinde, vieles gut gemanagt zu haben. Das Feedback von KundInnen, Firmen und dem Auftraggeber AMS ist grundsätzlich positiv.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, durchaus. Auch wenn mein Berufsweg bunt und untypisch verlaufen ist, habe ich doch viele der mir gestellten Aufgaben erfolgreich erfüllt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich meine Konzepte umsetzen konnte und acht Beratungseinrichtungen entstanden, empfand ich mich als erfolgreich. Das war vor allem der Zeitpunkt, wo ich für über 60 MitarbeiterInnen verantwortlich war und parallel mitten in der Beratungstätigkeit für die Arbeitsuchenden stand. Allerdings kann man sich nicht lange so verausgaben – ich übe daher seit einigen Jahren ausschließlich Managementtägigkeiten aus.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nein, der soziale Bereich wird eher den Frauen zugeschrieben als den Männern. Allerdings sind unsere Betriebe Nonprofit – Organi-sationen im verwaltungsnahen Bereich, und hier herrschten bis jetzt doch andere Bedingungen als auf dem freien Markt. Was sich aber ab 2003 grundsätzlich ändern wird.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung erfolgt ständig und laufend, denn stehen zu bleiben bedeutet Entwicklungen zu verpassen. Ein Teil dieser Zeit ist auch in meinem Arbeitsablauf eingeplant.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wünsche und Vorstellungen verwirklichen sich am ehesten, wenn man am Anfang eines beruflichen Weges zuerst ein klares Bild vom gewünschten Ziel visualisiert und dieses dann Schritt für Schritt umsetzt. Wichtig ist auch ein fundiertes Grundwissen und die Bereitschaft zum Umdenken, wenn man ein Ziel nicht erreichen kann.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Unsere Betriebe wettbewerbsfit zu machen.
Ihr Lebensmotto?
Bewußter leben!