Zur Karriere von Harald Rath

Wie war Ihr Werdegang?
Ich stieg gleich nach der Matura in den väterlichen Betrieb ein. Das Unternehmen wurde 1823 von meinem Ur-Urgroßvater Josef Lobmeyr in der Wiener Innenstadt gegründet und ist seither in Familienbesitz. Ludwig Lobmeyr führte die Firma zu Weltruf, Großvater Stefan Rath bewältigte die schwierigen Zeiten (1. Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise), Vater Hans H. Rath führte den Lobmeyr durch die Wirren des 2. Weltkrieges in die Aufbauphase nach 1945. Nach des Vaters Tod übernahm ich die Leitung der Glasabteilung und der Tischkultur, meine Brüder Peter und Stefan jene der Beleuchtungskörper-Erzeugung. 1972 übernahmen wir die Firma Jos. Zahn & Co.. Vor zehn Jahren wurde das Geschäft in der Kärntnerstraße renoviert und in den Urzustand versetzt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts führen wir auch Kristallbeleuchtungskörper, eine Spezialität ist die Glasveredelung. Unser Glas wird nach eigenen Entwürfen in beauftragten Glashütten geblasen. Exporte nach Europa, in die USA und nach Fernost (seit kurzem vor allem in den schwierigen japanischen Markt) machen rund 35 Prozent des Umsatzes aus.

Zum Erfolg von Harald Rath

Was ist für Sie Erfolg?
Wenn unser Betrieb unter Beibehaltung der höchsten handwerklichen Qualität gesund ist.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ich habe die Firma noch nicht ruiniert, so kann ich mich halbwegs erfolgreich sehen.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Die aufwendige Renovierung des Geschäftslokales in der Kärntnerstraße war eine solche Entscheidung, ebenso jene, zu unserem Glas und den Lustern die Bereiche Porzellan und Tafelsilber - also die gesamte Tischkultur - anzubieten.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Ja, unsere Leistungen werden - auch international - anerkannt.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Erstklassige handwerkliche Arbeit, stilistische Reinheit der Produkte, hohe Qualität und ein gerechtes Preis-Leistungsverhältnis. Dazu bieten wir auch Sonderanfertigungen. Unser Haus hat sich seine lebendige Tradition bewahrt, wir versuchen aber auch immer wieder mit zeitgenössischen Künstlern zu arbeiten, aber der traditionelle Aspekt überwiegt. Besondere Leistungen erbringen wir im Beleuchtungsbereich, so haben wir die Metropolitan Opera in New York sowie einige Konzertsäle in Japan ausgestattet.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Mein zweiter Karrierewunsch wäre Farmer in England gewesen, der wurde aber eindeutig hintangestellt.
Welche Rolle spielen Familie und Mitarbeiter?
Innerhalb der Familie sind die Aufgabengebiete klar aufgeteilt. Ich mache Tischkultur, mein Bruder die Luster. Sehr wichtig ist, daß wir über ein gutes, beratungsfähiges Personal verfügen.
Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein und wie motivieren Sie diese?
Personal suche ich nach Fachkenntnissen, Persönlichkeit und Teamfähigkeit aus. Unsere Mitarbeiter sind vielfach selbst motiviert, weil ihnen die Aufgabe gefällt und ein interessantes Käuferpublikum zu uns kommt. Motivation kommt auch durch Schulungen und Ausstellungen.
Kennen Sie Niederlagen?
Wirkliche Niederlagen habe ich nicht in Erinnerung. Wir spüren allerdings jetzt eine schwierige Zeit gedämpfter Kauflust und möglicherweise Übersättigung. Am mangelnden Geld liegt das nicht, sondern daran, daß unsere langlebigen Produkte weitervererbt werden, es andererseits immer mehr Single-Haushalte gibt, die weniger Bedarf an reichhaltiger Tischkultur haben.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Einige Kraft habe ich von Natur aus, leider mache ich zu wenig Sport.
Ihre Ziele?
Nach über 40 Jahren oft recht anstrengender Tätigkeit für den Betrieb würde ich gern in den Ruhestand gehen und die Agenden an die nächste Generation weitergeben.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Unsere Leistungen werden anerkannt, seit 1966 dürfen wir das Staatswappen im Geschäftsverkehr führen und für die Renovierung des Geschäftsportales erhielten wir den Design-Preis der Jungen Wirtschaft. Ich war Obmann des Vereins der innerstäditschen Geschäftsleute City Wien und bin Aufsichtsrat bei den Österreichischen Werkstätten.
Ihr Erfolgsrezept?
Mit Einfühlungsvermögen dem Ziel des Hauses und den Wünschen der Kunden zu entsprechen.
Haben Sie Vorbilder?
Meinen Großvater Stefan Rath als Glasfachmann.
Anmerkung zum Erfolg?
Der persönliche Kontakt zu Kunden ebenso wie zu Lieferanten, Mitarbeitern und den Geschäftsleuten der Umgebung und den Behörden spielt für Erfolg eine wesentliche Rolle.
Ein Ratschlag zum Erfolg?
Neben einer entsprechenden Ausbildung, dem Beherrschen der neuen Technologien und Medien spielt nach wie vor neben der fachlichen auch die menschliche Kompetenz eine entscheidende Rolle.